Das Dritte Schiff
ABRISS
Die frühere Kultur, für die das Schauspielhaus am Pfauen als Denkmal Zeugnis ablegen soll, kann man nur schwer am Bestand ablesen. Das Theater versteckt sich hinter einer von Symbolik losgelösten Gründerzeit Fassade. Der Zuschauersaal, die Bühne, das Foyer, und erst recht die umliegenden technischen Räume verändern sich seit Bestehen des Theaters ständig. Kein Teil des Theaters bleibt unberührt. Das Pfauen kann also nicht durch seine materielle Beständigkeit beschrieben werden. Mit den heutigen technologischen Anforderungen Theaters, wie zum Beispiel tiefere Bühnendekors oder Projektionen, stossen weitere Ausbesserungsversuche des immer schon schlechten Guckkasten nun an ihre Grenzen. Auch Bühnenlogistik und Lager sind mittlerweile ausgereizt.
Das Denkmal des Pfauen liegt meiner Meinung nicht in seiner Verkörperten Substanz. Der Geschichtsträchtige Ort an dem es steht, seine beständige und berühmte Theaterkultur verleihen ihm seine wahre Besonderheit. Bleiben sie bei einem Neubau erhalten, so bleibt das Pfauen erhalten.
GUCKKASTEN
Heutige Tendenzen hin zum Raumtheater werden mit dem strategischen Pendant des Schauspielhaus Zürichs, dem Schiffbau, weitestgehend gedeckt. Das Format Guckkasten bleibt indes immer noch relevant. Kein anderes Format spiegelt die Dialektik zwischen Zuschauer und Darbietungen besser wieder. Über die zeit wurde es so weit verfeinert, dass man klare technische Vorstellungen über seine Performanz hat. Dadurch dass, Künstler sich mit den Strukturen des Guckkastens auseinandersetzten, gewinnt ihre Arbeit an Qualität und Tiefe. Genau wie für Regisseure ist der Guckkasten durch sein starkes Program auch für Architekten interessant. Die starken Bezüge der einzelnen Elemente zu einander, garantieren Kohärenz. Paradoxerweise erlauben sie sich von zur Norm gewordenen Entwurfsmethoden wie Perimeter oder freiem Plan zu entfernen und wieder frei zu entwerfen.
STADT
Das Pfauen befindet sich an einem Schnittpunkt; gerade dort wo die Rämistrasse Zürich in verschiedene Körnungen aufteilt. Auf der einen Seite stehen freistehende Häuser, auf der anderen die dichte Altstadt und bizarre grosse Volumen der Universitätsinsel. Hierzu gehören auch die Kunsthausbauten. Wie es Zürich nun so einmal an sich hat, steht das Pfauen auf der falschen Seite der Strasse. Es will sich auf den Heimplatz beziehen, gehört aber in die idiosynkratische Region der Eigentumshäuser. Das Pfauen ist also in der kuriosen Lage des Vermittlers und muss auf die umliegenden Städtebaulichen Strukturen reagieren. Gleichzeitig hat es aber die Chance einen eigenen Typus zu entwickeln und sich nicht krampfhaft zu zuordnen.
VERTRAUTHEIT
Das Pfauen wird oft mit Vertrautheit in Verbindung gebracht. Für diesen Entwurf wurden sieben Faustregeln erarbeitet die eben diese Vertrautheit gewähren sollen. Die Regeln sind auf den technischen Gegebenheiten des Guckkasten, auf den Städtebaulichen Umständen am Pfauen, auf einer genauen Studie ikonischer Referenzprojekte, und auf generellen persönlichen Beobachtungen basiert.
Theater haben eine ikonische Städtebauliche Form. Geschlossene Volumen sind mit dem eindrücklichen Monolith des Bühnenturms drapiert. Das Pfauen folgt diesem formalen Willen. Es greift die umliegenden Linien zu seinem Gunsten auf.
- Situationsplan
Die Kunsthäuser und der Verkehr haben den Heimplatz für sich Beansprucht. Durch seine von der Parzelle gelösten Form stellt sich das neue Pfauen frei und schafft sich einen eigenen Platz. Es ist ein exzentrischer Platz der den Dialog mit dem Heimplatz und der umliegenden Stadt erlaubt.
- Erdgeschoss
Der Guckkasten ist die wahr gewordene Raummaschine. Innerhalb eines Tages kann man die Bühne in eine gänzlich andere Welt umwandeln. Es ist eine Grosse Maschine. Wesentlich grösser als der dem Zuschauer zugängliche Bereich. Mit weitreichenden Auslegern reicht sie unter und über Zuschauesaal und Foyer hinweg. Ganz in schwarz versucht sie zur Textur zu werden und im Hintergrund zu verschwinden.
- Längsschnitt
Genau wie der Schauspieler ist der Zuschauer Teil des Theaterstücks. Unbemerkt und völlig freiwillig folgt er sogar einer genauen Inszenierung. Erst kauft man sich sein Ticket. Die Jacke wird in der Garderobe gelassen. Im Foyer tauscht man noch ein paar Worte über das kommende Stück aus. Man betritt den Saal. Das Licht geht aus und man gibt sich dem Stück hin.
- 2. Obergeschoss und Querschnitt
Die traurige Wahrheit ist, dass ein Theater auch administrative Büros braucht. An der Fassade ablesbar, wird ihr Raster von den Kurven des Foyers zerschnitten.
- Nord- und Südfassade
Aussen regiert der Formale willen, Innen die technischen Gegebenheiten. Das Foyer bildet die Räumliche Verbindung. Wie ein Käfig zähmt es die tentakelhaften Zugänge, die die verschiedenen Niveaus des Zuschauersaals bedienen.
- 1. Obergeschoss
Ein Theater wird nach seinem Saal bewertet. Er soll mit Schmuck, rotem Samt und Kronleuchter einladen. Hier soll man verweilen. Doch wenn das Licht ausgeht wird klar, dass er nach klaren Geometrischen regeln aufgebaut ist. Jeder Zuschauer soll sehen und hören. Die Sitzhöhen sind durch logarithmischen Funktionen vorgegeben, optimale Sichtwinkel bestimmen die Radien der Zuschauerränge, Wände und Decken sind angewinkelt um Widerschall zu vermeiden.