Menu ETH

Design studio

Studio FS 19: Frequent Flyers—Idylle und Ideologie IX

Frequent Flyers

Nach Michael Balint gibt es zwei menschliche Charaktertypen, den Oknophilen und den Philobaten. «Bindet sich der erstere vor allem an Objekte, fühlt er sich von leeren Räumen beängstigt, dann liebt der letztere gerade die offenen Weiten, und alles Stabile und Schwere ist ihm Last und Hindernis. Benötigt der oknophile Typus mütterliche Verlässlichkeit in greifbare Nahbeziehungen, so reizen den philobatischen die Gefahren riskanter Höhen und unbekannter Strecken. Vertraut der Oknophile, von Berührungs- und Einverleibungsgelüsten geleitet, mehr den Geschmacks- und Tastsinnen, dann durchmisst der Philobat seine Welt mit dem Fernblick, erprobt sein Gleichgewicht in waghalsigen Schwebe- und Balanceakten.»*

Glücklicherweise müssen wir uns nicht entscheiden für das eine oder gegen das andere, für rücksichtslose Umklammerung oder haltlose Isolation. Wir können fliegen und kriechen, halten und loslassen. Von Heidegger wissen wir um die elementare Frage der Architektur, wie ein Bauwerk auf seinen Grund trifft. Gleichzeitig erzählt jede aufsteigende Wand auch von der Sehnsucht sich dieser Grundgebundenheit zu entziehen. Dieses Studio beschäftigt sich mit der Frage, wie diese zwei elementaren Motive des Bauens zueinander stehen. Wer sich entscheidet und wer sie zu verbinden sucht.

Alles innerhalb des Entwurfs eines kleinen Flugfeldes, dessen urbanistische Bedingung zunächst die Menge an Luft darüber darstellt. Ein Programm für Philobaten, aber dennoch am Boden: (1) die luftige Halle, deren exzentrischer Ausdruck durch ein übergrosses Tor gehalten wird; (2) das Clubhaus «Adlerhorst» mit panoramafassender Veranda; (3) der nadelige Tower zur Weitsicht und Markierung; und schliesslich die (4) Landebahn, die sich mit Ihrer sturen Geradlinigkeit ins Verhältnis zu Horizont und der umliegenden Topographie setzt. Es ist eine Frage der Komposition.

Aber auch eine des Fliegens. Jeder Teilnehmer baut als erste Wochenaufgabe ein unbemanntes Fluggerät. Bewertet wird Ausdruck und Performance.

Die vier oben genannten Typen sind Gebäude aber auch Vorrichtungen. Sie werden komponiert aber auch beweglich gehalten ohne wegzulaufen. Jedes Projekt erhält einen 6V-Motor zum Einbau.

Die Flugfelder betrachten wir vor Ort von oben. Bevor man baut, sollte man das Fliegen üben. Jeder erhält eine Flugstunde, mit dem Ziel—wie immer—am Ende die Landung selbst zu schaffen.

*Gerhard Auer in Daidalos, Sept 1990.


Lernziel:
Fliegen lernen.

Einführung: Dienstag, 19.02.2019,
10.00 am, HIQ C11, ETH Hönggerberg

Projektausarbeitung findet in Zweierteams statt
+ Integrierte Disziplin Planung (P)

Kazimir Malevich, Design for an Airport
Matthias Rust lands on the Red Square, May 28, 1987
Flugfeld Hasenstrick, CH
Li Tavor flying on a Sausage, 2013
Li Tavor, Nicolas Buzzi & Daniel V Keller, 2013
Gustav Mesmer
Proposal for a landing deck in midtown Manhattan by developer William Zeckendorf, 1946
Gustav Mesmer
Kazimir Malevich, Supremist Composition: Airplane Flying, 1915
Gustav Mesmer
Frank Lloyd Wright, Eugene A. Gilmore House (Airplane House), Wisconsin, 1908
Tullio Crali, Prima che si apra il paracadute, 1939
Mario Sironi, Yellow Airplane Flying over the City, 1915
Cargo Cult, Sri Lanka
Approaching Gstaad Saanen
Touchdown at Gstaad Saanen
Aerial, Gstaad Saanen
Flugplatz Courchevel
Hangar Homes at Independence State Airport, Oregon
Main Street
Faller Model #130580
Modellfluggruppe, Grenchen
Kleinflugplätze Schweiz X Teil 3 (PC) – Samedan
Kleinflugplätze Schweiz X Teil 5 (PC) – Thun
Kleinflugplätze Schweiz X Teil 5 (PC) – Buttwil
Spread from Le Corbusier "Aircraft: The New Vision"
Der Fuhrpark: Schlepper
Der Fuhrpark: Lepo
Der Fuhrpark: Startwagen
Der Fuhrpark: Doppeltrommelwinde
HIQ C11 Layout Concept
1:50 Runway
Carl Andre
Touchdown!