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Design studio

Studio FS 18: Dämmung—Idylle und Ideologie VII

Radikale Mehrschaligkeit—Ein Haus

Erst neulich hörte ich im Vorbeigehen einen Kritiker über die Wichtigkeit der Verbindung von innen und aussen referieren. Schön und plausibel klang es in aller Ohren. Von innen nach aussen entwerfe man. Es klang wie eh und je, vor allem wie vor 45 Jahren, bevor das Bauen mit der Ölkrise endgültig modern wurde und den radikalen Bruch dieses lieblichen Paradigmas mit Einführung stetig dicker werdender Dämmung unterstrich. Heute gibt es die viel beschworene Qualität der Durchdringung nicht mehr frei Haus. Das Innere hat sich des Äusseren durch seine Dämmung befreit. Es lebe die Zweischaligkeit! Wenn wir nun zugeben, dass es buchstäbliche Durchdringung nicht mehr gibt, so können wir sie doch noch als Phänomen finden. Wir können ersatzweise—wie Colin Rowe und Robert Slutzky—nach einer „Transparenz“ dieser sich überlagernden Schichten suchen, wo es plötzlich nicht mehr klar ist, zu welchem Bezugssystem eine bestimmte Stelle im Raum gehört. Hier geht es nun um die „Dämmung“. Nicht als bauphysikalische Notwendigkeit, sondern als Konzept des Entwerfens. Dämmung verändert fundamental unsere Wahrnehmung und Verbindung zum Aussen, zum Kontext. Von einem Moment wo wir alles spürten bis hin zur blossen Spur dieser ehemaligen Unmittelbarkeit. Als modernes Poché produziert Dämmung eine Autonomie des Raums. Die innere Figur (Eindruck) funktioniert unabhängig ihrer äusseren Plastik (Ausdruck).

Das Dicke Weiss

Wir nähern uns der Dämmung durch Enthüllen und Einhüllen:
Im ersten Schritt begeben wir uns dorthin, wo Dämmung temporär in unermesslicher Stärke vorhanden ist. Am Urnerboden im Kanton Glarus, wo das ganze Land gerade unter einer drei Meter starken, weissen Dämmschicht ruht (siehe Bild 1). Aus dieser Schicht enthüllen wir ein erstes Inneres. Diese vorwiegend subtraktive Arbeit findet zu Beginn des Semesters statt. Im März verschwindet langsam die umgebende Dämmung und die Elemente des Hauses werden freigelegt. Aus diesen häuslichen Objekten entsteht durch erneutes Einhüllen das eigentliche Haus. Dieses Haus hat kein vordefiniertes Raum-Programm, sondern seine Möbel/Elemente dienen als Indizien einer möglichen Benutzung (siehe Bild 2, Levittown). Zum Schlafen brauche ich kein Schlafzimmer, sondern zunächst ein Bett. Die konzeptionelle Synthese oder Hygiene zwischen den häuslichen Elementen konstituiert das Objekt.

Die plastische Ganzheit trifft auf die Kraft der einzelnen Elemente.

Für den ersten Teil des Semesters benötigen die Teilnehmer Kleidung mit entsprechendem U-Wert und die Bereitschaft gemeinsam für 3 Tage im Schnee zu arbeiten.

Semesteraufgabe: Entwurf eines Wohnhauses, Abgabe 1:20.

Einführung: Dienstag, 20.02.2018, 10:00 Uhr, Pavillon HIQ C11, ETH Hönggerberg

Projektausarbeitung findet hauptsächlich in Zweierarbeit statt

Studio: Pavillon HIQ C11, ETH Hönggerberg

+ Integrierte Disziplin Planung (P)

Downloads
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  • Subtractive: Urnerboden—Werden und Leben eines Urner Hochtals von Hans Muheim, 1986
    Additive: Levittown, NY, 1948 (Photo: Tony Linck, Time Magazine)
    Buster Keaton's House
    Die geträumte Durchdringung—der Schöck-Isokorb
    Gianni Pettena, Ice House II, Minneapolis, 1972
    James Wines / SITE, Peeling Project
    James Wines / SITE, Ghost Parking Lot, Connecticut, 1978
    Hans Hollein, Mobiles Büro, 1969
    Erwin Wurm, Fat House, 2003
    Hiromi Fujii, Todoroki Residence, 1976
    Frey House II, Palm Springs, 1964