Richtfest Cabaret Voltaire—Zunfthaus
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“Wenn einmal im Jahr die Mitglieder der Leinenweberzunft im “Zunfthaus zur Waag” zum festlichen Bankett zusammenkommen, tafeln im Zunftsaal nur die Männer. Die Ehefrauen der Zünfter sitzen in einem anderen Geschoß, verrät der Waag-Wirt. Und auch die Weiberleut’ im Service dürfen dann nur zum Bringen der Speisen hinein. Exklusiv und männerbündlerisch, das sind die Zürcher Zünfte bis heute.
“Du darfst da nicht rein”: Das elitäre Prinzip Zunft, das noch immer die fleißige, traditionsbewusste Stadt bestimmt, führt jetzt ausgerechnet eine neue vor. Für die 100 Tage der Manifesta hat die 27. Zürcher Zunft das Cabaret Voltaire gekapert, hat aus dem nur wenige Meter von den alten Zunfthäusern an der Limmat entfernten Dada-Geburtsort das “Zunfthaus Voltaire” gemacht. Einer von jenen im Toga-artigen Umhang zu werden ist allerdings schwer: Zunftwillige müssen mit ihrer Performance – und zwar gemeinsam mit einem Künstler – überzeugen. Sehr subtil wird hier am konservativen Traditionslack der Stadt gekratzt.”
(Anne Katrin Fessler für Der Standard, 13.Juni 2016)